Montag, 6 Uhr morgens
Gernot ist mein innerer Schweinehund. Und nichts war mehr, wie es war, nachdem ich Gernot traf. Gut, dass es ihn gab, war mir schon lange klar. Vermutlich geht es Ihnen da nicht anders, oder? Aber an diesem unvergessenen Tag erklärte er mir endgültig und offen heraus einen zermürbenden Kleinkrieg, der bis heute andauert.
Der Tag beginnt
Wie – fast – jeden Tag wollte ich mit meinen Morgenritualen beginnen. Sie kennen die ja schon. Nun gut, die Musik lief, ich tänzelte hochmotiviert durch die Küche. Der Kaffee war fertig und ich nahm mit meiner Tasse einen Moment Platz. Es sollte nur eine ganz kleine Pause werden. Fünf Minuten für die Seele. Doch dann machte es PLOPP und ja, was saß mir denn da gegenüber? Oder besser gesagt: Wer? Ich sollte es umgehend erfahren:
Mein innerer Schweinehund stellt sich vor!
„Hallo, ich bin Gernot. Du kennst mich schon lange. Ich bin dein innerer Schweinehund. Du erinnerst dich?“ Und ob ich mich erinnerte … nur gesehen hatte ich ihn bislang noch nie. Das also war er, mein innerer Schweinehund. Und so plötzlich, wie er in meiner Küche auftauchte, packte er sein Zauberköfferchen aus. „Magst du noch ein paar Kekse zum Kaffee?“ Schon fischten meine Finger in der Keksdose nach den letzten Schokokeksen. Zack – schon hatte ich das Feuilleton der von mir sehr geschätzten Zeitung in der Hand. Ohne mit der Wimper zu zucken, positionierte er erst das Sofakissen, dann mich auf der Couch.
So nicht, mein lieber innerer Schweinehund!
„Oh nein, mein lieber Freund“, hörte ich mich sagen, da war schon eine halbe Stunde um und ich musste mich sehr sputen, um meine Morgenrituale wie gewohnt durchzuführen und mich auf den Tag einzustimmen. Gut, beim Meditieren kann man sich nicht sputen, aber wenigstens meine Körperübungen konnte ich noch durchführen. Ich weiß schließlich viel besser als Gernot, was mir gut tut. Manchmal muss man sich eben knallhart durchsetzen. Also Schluss mit der Diskussion. So schnell gehe ich dir nicht wieder auf den Leim, mein lieber Gernot. Hier entscheidet nur eine – und die heißt Karin.